Wenn uns ein Ereignis gerade sehr prägt, ist es auch automatisch ein großes Thema in unseren Gesprächen. Das ist bei einer Schwangerschaft so und bei Hochzeit, Hausbau, Jobwechsel nicht anders. Und das ist bei einer Trennung natürlich ganz genau so.
Wie könnte es auch anders sein, denn unser Leben verändert sich auf eine drastische Art und Weise. Darüber zu reden hilft! Ständig ergeben sich neue Themen und Aspekte, Teil der weiblichen Verarbeitung ist das Gespräch.
Erstmal saß der Schock so tief. Außerdem war es so surreal – darüber zu sprechen machte es greifbar und wirklich. Ich brauchte Freundinnen zum Ausheulen! Und Freundinnen als Gegenüber, denn ich kannte es ja gar nicht, alleine zu sein. Bisher hatte ich ja einen Partner, mit dem ich alles besprochen hatte, dieser Part fehlte mir ja auch!
Ich habe am Anfang STUNDEN mit Freundinnen gesprochen, besprochen, hin- und hergewälzt. Und das hat echt gut getan. Aber irgendwann habe ich selbst gemerkt, dass es auch irgendwie ermüdend ist. Denn so viel wir auch geredet haben, in den seltensten Fällen haben wir hilfreiche Lösungen gefunden. Man dreht sich irgendwann im Kreis. Und das ist der Punkt, an dem ich etwas ändern wollte.
Wenn es für mich schon ermüdend ist….. ganz ehrlich, wie ermüdend ist das für alle Anderen?! Als Freundin steckt man da ja auch in einer schwierigen Position: wo zieht man die Grenze, wann ist es genug?
Learning:
1. Es hilft mir nicht, das hundertste Gespräch zu führen, um über den Ex zu sprechen, die Verletzungen, die Lügen. Denn die Gespräche drehen sich irgendwann im Kreis!
2. Und diese Erkenntnis war irgendwie noch stärker: 29 Jahre war er Teil meines Lebens und hat sich daraus verabschiedet. Es kann ja nicht sein, dass er jetzt jedes Gespräch dominiert, als würde er mit am Tisch sitzen. Ist mein Leben eigentlich nicht themenreicher?
Ganz konkret heißt das:
Ich habe mir eine Therapeutin gesucht und dort alle 2 Wochen einen Termin gemacht. Und das war das Beste, was mir passieren konnte. Das kann ich Euch nur sehr sehr empfehlen!
Diese Therapietermine waren so wohltuend: die beendete Ehe, die Verletzungen und Enttäuschungen, die Lügen, die Erklärungs- und Bewältigungsnöte, die Probleme, die Verhaltensmuster (auch meine), die vielen Fragen und nicht zuletzt die Trauer…. im Therapietermin hatte ich die Möglichkeit, mit einer geschulten Person alles aufzuarbeiten. Da sass mir eine Therapeutin gegenüber, die mir sehr zugewandt und gleichzeitig sehr professionell war. Die auf alle Fragen Antworten hatte oder sie mit mir erarbeitet hat. Die da war, um mir zu helfen und dazu so viel Fachwissen hatte.
Diese Therapietermine waren wie Termine, die ich mit meiner Vergangenheit und meinen Verletzungen gemacht habe. Alle zwei Wochen hatten sie eine Stunde Raum und Zeit in meinem Leben. Sehr intensiv, aber begrenzt, um dann wieder in den Hintergrund zu treten, damit ich das Leben in der Gegenwart und für die Zukunft leben und irgendwann genießen konnte.
Mit der Zeit dann auch immer unbelasteter, weil ich Antworten und Erklärungen gefunden habe. Sie hat geschafft, dass ich mir selbst nicht böse war und mich wertschätzen konnte. Das hat so gut getan!
Ich habe schon auch weiterhin mit Freundinnen gesprochen, aber das war dann eher wie Gossip, die Schwere und die Trauer und die Endlosschleife waren raus aus den Gesprächen. Dafür Spaß und Inspirationen umso mehr drin!
Mehr gute und positive Gespräche, mehr Lachen, mehr Witz, mehr Leichtigkeit…. mehr Lebensfreude! Die Spirale dreht sich dann merklich in die andere Richtung und ein neues Leben nimmt Fahrt auf.
Liebe Grüße von
Sandra
PS: Es muss auch nicht unbedingt eine Psychotherapeut(in) sein, ich hatte das Glück, in eine Corona-Lücke schlüpfen zu können. Ansonsten sind die offenen Plätze ja auch sehr rar gesät. Ein Coach ist eine tolle Alternative!
The Comments
Nicola Strohschneider
🥹☺️😘
Sandra
> Nicola Strohschneider❤️