Die Zeit nach der Trennung war für mich ein einziger Horror. Denn an einem Tag war ich die wundervollste Frau der Welt und am nächsten die schlimmste Feindin. Mein Leben war eine einzige Achterbahn und ich hatte komplett den Halt verloren. Ich hatte das Gefühl, ich löse mich auf.
Irgendwann hat dann erst mein Überlebenswille, dann mein Verstand und Pragmatismus eingesetzt. Und zusammen haben wir richtig gute Arbeit geleistet.
Ich habe eine Wohnung gemietet und bin erstmal mit einem Stuhl, einem Beistelltisch, einem Bügelbrett mit Kaffeemaschine und einer Luftmatratze dort eingezogen. Und mit der festen Idee vom Gesund und Glücklich Werden.
Auf dieser Luftmatratze bin ich aufgewacht und habe gedacht: das Glas ist immer halb leer oder halb voll. Wenn ich schon allein bin, dann entscheide ich das auch allein! Denn meine Gedanken und Entscheidungen kann mir niemand wegnehmen!
Und deshalb habe ich jeden Morgen bewusst entschieden, den Tag möglichst gut zu genießen. Ihm irgendetwas Positives abzuringen und sei es nur, im Dunkeln spazieren zu gehen, dabei zu telefonieren und nebenbei 10.000 Schritte zu machen! Hey, super! Oder: Statt im komplett eingerichteten Haus liege ich auf einer Luftmatratze und kühle (noch ohne Kühlschrank) die Lebensmittel auf dem Balkon. Aber: ich habe echt Glück, es ist Dezember und nicht August!
Und wenn man erstmal anfängt, positiv zu denken, ergibt sich ganz viel. Zum Beispiel der Gedanke, dass ich ganz viele Themen NICHT beeinflussen kann. Aber dass ich alleinige Herrin meines Umgangs mit diesen Themen bin.
Mit der Zeit habe ich verstanden, dass Glück nicht von den äußeren Umständen abhängt und keine Tagesform und kein Schicksal ist. Glück ist ein Way of Life, eine Einstellung. Das Glück kommt nicht einfach zu mir während ich auf dem Sofa stricke! Mir fliegt ja auch kein Abitur oder neues Auto zu, keine Wohnung, keine Klamotte, Strom, WLAN…. Ich muss mich kümmern! Immer!
Das ist meine Aufgabe! Das Gute ist: wenn es kein Schicksal ist, kann ich es beeinflussen! Glück ist nicht abhängig von einer Situation, einem Schicksal, den Plänen Anderer. Nicht vom Wetter und nicht vom (Ex)Partner.
Ich habe mir jeden Morgen nach dem Aufwachen vorgenommen, dass es ein guter Tag wird. Weil ich das so möchte. Dass ich Glück habe. Weil ich bei all dem persönlichen Mist doch in einem freien Land lebe, eine Wohnung habe, zwei tolle Kinder, Freunde. Und eine Zukunft, die ich allein gestalten kann, wie ich das möchte! Und dann habe ich mich angestrengt, jeden Tag bewusst positiv zu empfinden. Und wenn’s wirklich gar nichts Positives gab, bin ich durch die Stadt gelaufen und habe mir schöne Häuser angeguckt und mich gefreut, in einer so schönen Stadt zu leben. Oder ich bin zum Hafen gefahren und habe Fotomotive gesucht. Oder bin in die Badewanne gegangen, mit Kerzen und iPad und habe dort mit einer Gesichtsmaske abwechselnd Tee und Wein zum Film getrunken 😉 Ich habe neue Rituale geschaffen, habe den Rosinenschnecken-Mittwoch ins Leben gerufen. Ich habe jedes neue Möbelstück gefeiert wie einen runden Geburtstag. Ich habe die Augen für positive Augenblicke weit geöffnet und sie wirklich ganz bewusst genossen. Die Scheidungsthemen waren dadurch nicht weg, die Kämpfe waren hart und sehr persönlich. Aber: würde ich nicht an meinem Glück arbeiten, wären sie ja trotzdem da!
Manchmal brauchte es viel Willensstärke, um einem Tag etwas Positives abzuringen, aber ich habe mich bemüht und wurde belohnt. Unabhängig von schlechten Nachrichten oder Problemen wurde Glück zum Grundrauschen in meinem Leben.
Liebe Grüße von
Sandra